Fachtag: Gewaltig - Betroffen. Männer* im Fokus der Gewaltforschung
Aurelienstraße 54
04177 Leipzig
Hinweis: Die Dokumentation der Fachtagung erscheint auf der Webseite mit dem Tagungsbericht. Die Teilnehmenden werden dann per eMail informiert.
Überblick
Der Fachtag will Gewalt von Männer*n und gegen sie thematisieren und vertiefen, sowie die Szene der Betreiber*innen von und Betreuer*innen bei Gewaltschutzangeboten in Präsenz in Austausch bringen. Zum Einstieg gibt es einen Überblick über die Geschichte der Gewaltforschung. Im Weiteren wird, neben dem Fokus auf Betroffenheit von Gewalt, auch ein Augenmerk auf die Hintergründe ihrer Ausübung gelegt.
Die Referentinnen des BKA werden Einblicke in die Gewaltforschung zur Polizeilichen Kriminalstatistik geben und Daten darlegen, wie sich männliche Gewalt im Privaten und im öffentlichen Raum tatsächlich darstellt. Daneben wird am ersten Tag ein Austausch zu den Begrifflichkeiten rund um häusliche Gewalt stattfinden. So soll - mittelfristig - ein einheitliches Glossar entwickelt werden.
Dozent*innen:
- Angela Nienierza und Nathalie Leitgöb-Guzy, Bundeskriminalamt (BKA)
- Prof.in Dr.in Teresa Koloma Beck, Gewaltforschung, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Workshopleiter*innen:
Sascha Möckel, Peter Bienwald, Johannes Reuter, Wolfram Palme, Constance Kühn, Hagen Bottek, Jörg Gakenholz
Moderation:
Torsten Siegemund, Fachreferent für Fort- und Weiterbildung der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz
Programm
29. September, 13:00 Uhr - 19:00 Uhr
Impulsvortrag 1: Zur Geschichte der Gewaltforschung
Prof. Teresa Koloma Beck, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Die sozialwissenschaftliche Gewaltforschung erlebte in den letzten 20 Jahren eine Konjunktur. Lange hatte sie Gewalt vor allem als soziales und politisches Problem in den Blick genommen. Doch nun rückten Gewalterfahrungen, deren Voraussetzungen und Folgen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Vortrag skizziert diese Entwicklungen und diskutiert, wie sie das Nachdenken über die Gewaltbetroffenheit von Männern anregen und verändern können.
Impulsvortrag 2: Daten, Zahlen, Fakten des Bundeskriminalamtes
Angela Nienierza und Nathalie Leitgöb-Guzy
In dem Vortrag werden Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik sowie der Dunkelfeldforschung zur Verbreitung und Entwicklung von Gewalt durch und von Männern in Deutschland präsentiert. Dabei werden u.a. auch Erkenntnisse aus dem Dunkelfeld zum Anzeigeverhalten vorgestellt. Basierend auf aktuellen Befunden der kriminologischen Forschung werden schließlich mögliche Erklärungsansätze und Risikofaktoren für die Gewaltbetroffenheit von Männern diskutiert. Dabei wird vor allem auf aktuelle Debatten zu den Phänomenbereichen Partnerschaftsgewalt und sexuelle Gewalt eingegangen, auch die Rolle von Männern als Opfer und Täter wird beleuchtet. Ziel des Vortrags ist es, einen evidenzbasierten Beitrag zur weiteren Diskussion über die Gewaltbetroffenheit von Männern sowie Impulse für mögliche Präventionsansätze zu liefern.
Anschließend: Input mit der Möglichkeit zur Diskussion der Begrifflichkeiten im Kontext Häuslicher Gewalt. Referent: Jörg Gakenholz, Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz. Ebenso gibt es die Möglichkeit, mit den Dozent*innen in einer Speakers Corner ins Gespräch zu gehen und individuelle Fragen zu stellen.
Der Abend kann frei oder mit der Gruppe, kulturell und kulinarisch ausklingen. Entsprechend der aktuellen Pandemielage wird ggf. ein Kulturangebot vorbereitet.
30. September, 9:00 Uhr - 16:00 Uhr
Am zweiten Tag wählen die Teilnehmenden zwei aus vier verschiedenen Workshops und vertiefen die entsprechende Thematik. Es gibt je eine Workshoprunde am Vor- und am Nachmittag.
Die Möglichkeit zum Eintragen in die Workshops erhalten Sie nach der Anmeldung mit den Tagungsunterlagen.
WORKSHOP I: „Männer sind doch keine Opfer?!“
mit Sascha Möckel, Sozialpädagoge B.A., Mitarbeiter in der Männerschutzwohnung Dresden des Männernetzwerk Dresden e.V.
Wir möchten in dem Workshop aufarbeiten, wie der Diskurs um männliche Gewaltbetroffenheit und Verletzungsoffenheit sich entwickelt hat. Welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Rollenbilder verhindern, dass Männer als Opfer gesehen werden (können)? Eine geschichtlich-gesellschaftliche Einordnung ermöglicht den Blick auf Entwicklungspotentiale in der Zukunft. Die Aufgabe für die Männerarbeit heute bleibt, die Herausforderungen sichtbar und bearbeitbar zu machen, um konkrete Ansätze zu entwickeln.
WORKSHOP II: "Immer aktiv, immer potent? Männliche Sexualität im Gespräch"
mit Peter Bienwald, Dipl. Politikwissenschaftler der Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen und Johannes Reuter, Sozialpädagoge M.A., Sexualpädagoge ISP, Jungenarbeiter
Von Kindheit an wird Jungen* medial suggeriert, dass sie aktiv, stark und dominant sein sollen. Mädchen* werden als passiv, schön und sexuell verfügbar dargestellt. Diese Vorstellungen begleiten uns ins Erwachsenenalter und spiegeln sich in unserer Sexualität wider. Ist der Sex vorbei, wenn der Mann* zum Orgasmus gekommen ist? Ist er das Ziel der (männlichen) Sexualität? Wie sprechen wir so über Sexualitäten, dass es um Einvernehmlichkeit, um Grenzachtung und um Leidenschaft geht? Dieser Workshop bietet Möglichkeiten, zum Thema ins Gespräch zu kommen und diese Erkenntnisse in der Arbeit mit Jungen* und Männern* umzusetzen.
WORKSHOP III: "Einblick in die Täter- und Täter*innenberatung bei häuslicher Gewalt"
mit Wolfram Palme, Gesellschafter Triade GbR
In diesem Workshop wird den Fragen nachgegangen, wie es Männer und Frauen, die im häuslichen Kontext zu Tätern bzw. zu Täterinnen wurden, gelingen kann, gewaltfreie Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Dabei spielen Dynamiken, Muster und Dilemmata eine Rolle, die hier näher beleuchtet werden. Es wird dabei darauf eingegangen, wie in den unterschiedlichen Beratungssettings (Einzelberatung, Gruppenarbeit und gewaltsensible Paargespräche) ein Kontext für Veränderung geschaffen werden kann, was zu beachten ist und welche Möglichkeiten und Grenzen Täter- und Täter*innenberatung bei häuslicher Gewalt hat.
WORKSHOP IV: "Beratung männlicher Betroffener von häuslicher Gewalt - Warum Männer gendersensible Beratung brauchen"
mit Constance Kühn, Systemische Beraterin und Hagen Bottek, Systemischer Therapeut und Supervisor; beide Mitarbeiter*innen im PROJEKT A4
Die Beratung von Männern, die von Gewalt in Partnerschaften oder im engen sozialen Umfeld betroffen sind, ist ein relativ neues Arbeitsfeld in der Sozialen Arbeit. Speziell auf Männer abgestimmte Hilfsangebote sind selten. Doch der Bedarf männerspezifischer Beratung, auch im Kontext häuslicher Gewalt, wächst stetig.
Wie sollten Angebote gestaltet sein, damit Männern der Zugang erleichtert wird? Was ist in der männerspezifischen Beratung zu beachten? Welche Unterstützung brauchen gewaltbetroffene Männer?
Der Workshop vermittelt praxisnahe Einblicke in die Arbeit mit gewaltbetroffenen Männern und schafft Raum für einen Austausch bisheriger Praxiserfahrungen.
Die Teilnahme am Fachtag ist kostenfrei, Anreise wird nicht übernommen. Die Verpflegung während der Veranstaltung in Höhe von 40,00 € ist im Hotel persönlich zu zahlen. Der Betrag beinhaltet Tagungsgetränke und verschiedene Snacks, sowie eine Mittagsversorgung am zweiten Tag. Für Übernachtungen haben wir Kontingente in umliegenden Hotels reserviert. Die Orte und Stichworte dafür teilen wir bei Anmeldung mit.
Ansprechpartner:
Torsten Siegemund, Fachreferent Fort- und Weiterbildung // Tel.: 0351 309 708 69 // Mobil: 01522 63 63 624 // E-Mail