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Hilfenetz in Leipzig verdichtet: Ständige Sofortaufnahme für Frauen nimmt Arbeit auf

9. April 2021

Neben einem neuen Frauenhaus nimmt für die Region Leipzig eine Akutversorgung von gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern die Arbeit auf. Auf Weitervermittlung von Fällen wird Wert gelegt, keine Frau soll mit ihrer Anfrage ins Leere laufen. Und, bei Bedarf gibt es in Leipzig auch eine Zufluchtswohnung für gewaltbetroffene Männer. Bundesweite Akutversorgung und Hilfe für von häuslicher Gewalt betroffene Männer gibt es zentral per Männerhilfetelefon 0800 123 9900.

(Quelle: SMJusDEG) Anfang 2021 hat das vierte Frauenschutzhaus in Leipzig seine Arbeit aufgenommen. Anfang April ist nun zusätzlich die Ständige Sofortaufnahme der Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen in der Region Leipzig gestartet. Sie ist zentrale Anlaufstelle für alle von Gewalt betroffenen Frauen in der Region. Damit müssen Hilfesuchende künftig nicht mehr die Frauenschutzhäuser in Leipzig und Umgebung einzeln abtelefonieren, um einen freien Platz zu finden, sondern es gibt mit 0341/550104-20 eine zentrale Rufnummer, unter der sich von Gewalt betroffene Frauen melden können. Die Ständige Sofortaufnahme und das 4. Frauenschutzhaus Leipzig sind in der Trägerschaft des Fördervereins sozialer Projekte e. V. und bieten mit insgesamt 14 Familienzimmern Schutz und Hilfe.

Staatsministerin Katja Meier: »Mit der Ständigen Sofortaufnahme betreten wir Neuland in Sachsen, erstmals gibt es in einer Kommune ein einheitliches Clearingverfahren bei der Aufnahme in ein Frauenhaus. Damit wird unser sächsisches Hilfesystem bei häuslicher Gewalt auch qualitativ besser. In der »Ständigen Sofortaufnahme« steht rund um die Uhr jemand als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Keine Frau soll mehr abgewiesen werden.«

Der Aufenthalt in der Ständigen Sofortaufnahme ist auf wenige Tage befristet, aber anders als in den bestehenden Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen ist 24/7 eine Fachkraft vor Ort. Der Aufenthalt ist kostenfrei und die Aufnahme erfolgt so unbürokratisch wie möglich. Die Ständige Sofortaufnahme bietet Frauen und ihren Kindern einen Schutzraum, in dem sie zur Ruhe kommen können. Von dort aus werden sie hinsichtlich ihrer Perspektiven und möglicher Anschlusshilfen beraten und weitervermittelt.

Leiterin der Einrichtung Noreen Morgenstern: »Die Zentrale Sofortaufnahme der Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen im Raum Leipzig und das 4. Frauen- und Kinderschutzhaus sind für mich als Leitung ein notwendiger Schritt als Reaktion auf die, nicht nur durch die Covid-19-Pandemie weiter in den Vordergrund gerückten, Fehlbedarfe der Schutzeinrichtungen für von Gewalt bedrohte oder betroffene Frauen und deren Kinder. Für die Clearingstelle wünsche ich mir neben einer hohen Zufriedenheit der Adressatinnen und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine gute Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnerinnen und bestehenden Weitervermittlungsangeboten. Hier braucht es gute Kommunikation auf allen Ebenen.«

Die Sofortaufnahme ist unter Tel.: 0341/550104-20 erreichbar, oder per email unter  fh4@frauenhaus-le.de. In Leipzig hat zudem seit Februar 2017 unter dem Dach des LEmann e.V. auch eine Männerschutzwohnung ihre Türen geöffnet, Tel.: 0341 – 22 39 74 10. Damit verdichtet sich das Netz für von häuslicher und Partnerschaftsgewalt betroffene Menschen in Leipzig immer weiter.

Die Empfehlungen des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (kurz: Istanbul Konvention) von mindestens einem Familienplatz pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner werden in Sachsen bisher trotzdem in keiner Kommune erreicht. Auch in Leipzig fehlen weiterhin Plätze in Gewaltschutzeinrichtungen. 2019 mussten 235 Frauen abgewiesen bzw. an andere Frauenschutzhäuser weitervermittelt werden, da die Leipziger Frauenschutzeinrichtungen keine freien Kapazitäten hatten. Auch die Männerschutzwohnung hat eine 2/3-Auslastung und arbeit in Spitzenzeiten mit Wartelisten.

Seit Frühjahr 2020 wurde das Modellprojekt Ständige Sofortaufnahme durch das Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig, dem Institut für regionale Innovation und Sozialforschung (IRIS e. V.) und unter Zuarbeit der Mitarbeiterinnen der bestehenden Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen vorbereitet, um das Hilfesystem zur Bekämpfung häuslicher Gewalt in Leipzig kapazitativ zu erweitern und gleichzeitig strukturell zu entwickeln.


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