Neue Männerschutzeinrichtung in Hannover
20. Oktober 2025
Hannover hat die erste Gewaltschutzwohnung für Männer. Das Männerbüro Hannover e. V. schafft mit Förderung von Land, Region und Landeshauptstadt Hannover ein dringend benötigtes Schutzangebot
Nach acht Jahren intensiver Vorarbeit hat das Männerbüro Hannover e.V. am 15. Oktober 2025 die erste Gewaltschutzwohnung für Männer eröffnet, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Wohnung bietet Platz für drei Männer und ggf. deren Kinder. Damit entsteht ein Modellprojekt mit Strahlkraft. Bundesweit stehen damit jetzt 53 Plätze in 17 Einrichtungen zur Verfügung.
„Dass wir dieses Projekt gemeinsam realisieren konnten, ist ein starkes Zeichen für den Schutz von Männern, die Häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Wir danken allen politischen und institutionellen Unterstützerinnen und Unterstützern, die diesen Schritt möglich gemacht haben“, erklärt Ergün Arslan, Vorsitzender des Männerbüro Hannover e.V.
Wachsende Notwendigkeit
Dem allgemeinen Trend folgend verzeichnet das Männerbüro Hannover in seinen eigenen Erhebungen seit 2022 einen deutlichen Anstieg der Fälle Häuslicher Gewalt in der Region Hannover, bei denen Männer betroffen sind. Die Zahl der registrierten Vorfälle stieg von 510 (2021) auf 1293 (2024) – ein Anstieg von über 150%. Auch wenn es hierfür unterschiedliche Gründe gibt, fehlte für diese Gruppe Betroffener bisher ein vergleichbares Angebot in der Region Hannover und darüber hinaus. In Niedersachsen gibt es bereits seit 2002 in Oldenburg eine Schutzwohnung für Männer, die allerdings nicht öffentlich gefördert wird.
Schutz und Perspektive
Die Adresse der Wohnung ist aus Sicherheitsgründen geschützt. Durch das Männerbüro erhalten die Bewohner Beratung und Unterstützung – von psychosozialer Begleitung über Hilfen bei Ämtern bis hin zur Entwicklung neuer Lebensperspektiven.
„Mit dieser Wohnung schließen wir eine eklatante Versorgungslücke. Männer, die Häusliche Gewalt erfahren, haben hier erstmals in Hannover einen sicheren Rückzugsraum. Wir beraten seit über 20 Jahren Männer, die von Häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Gewaltschutzwohnung ergänzt als wichtiger Baustein das Gewaltschutzsystem in der Landeshauptstadt“, sagt Tjark van Neer, Projektleiter Gewaltschutzwohnung.
Auch die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) begrüßt das Angebot:
„Das Projekt ist ein wichtiger Schritt im Gewaltschutz in Niedersachsen. Es zeigt, dass die Landesregierung den Mut hat, gesellschaftliche Tabus aufzubrechen und alle Betroffenen von häuslicher Gewalt ernst zu nehmen. Niedersachsen ist somit das 5. Bundesland, dass sich aktiv dem Gewaltschutz für Männer widmet.“, so Torsten Siegemund, Fachreferent der BFKM.
Ausblick
Das Projekt ist zunächst bis 2027 befristet. Ziel ist es, das Angebot dauerhaft zu sichern und auszubauen. Dafür braucht es verlässliche Mittel, gesellschaftliche Anerkennung männlicher Opfer Häuslicher Gewalt und die Enttabuisierung des Themas.
Steckbrief Gewaltschutzwohnung Hannover
- Träger: Männerbüro Hannover e.V.
- Kapazität: drei Männer und bei Bedarf ihre Kinder
- Leistung: Unterkunft und psychosoziale Begleitung
- Adresse: Geschützt (aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich)
- Finanzierung: Land Niedersachsen, Region Hannover, Landeshauptstadt Hannover
- Zeitrahmen: Projekt bis 2027 befristet, Weiterführung wird angestrebt
