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Häusliche Gewalt in Thüringen - Schutzwohnungen fehlen

22. Juli 2020

Bei Senioren sind zum Teil mehr Männer als Frauen betroffen

Jena, 21.07.2019 (PM). Auch Männer* werden Opfer häuslicher Gewalt. Das macht die jüngst veröffentlichte Thüringer Polizeistatistik noch einmal deutlich. Bei den über 60-jährigen übersteigt der Anteil der betroffenen Männer* in einigen Regionen, wie Erfurt und Nordhausen, sogar den der Frauen. Das Thüringer Männergewaltschutzprojekt A4 fordert auch diese Opfergruppe stärker in den Blick zu nehmen. Zudem gibt es im Freistaat bislang keine Schutzwohnungen für Männer*, wie dies die Bundesfachstelle Männergewaltschutz empfiehlt. „Gewalt gegen Männer ist immer noch ein Tabu-Thema. Während die Thematik bei Frauen inzwischen gut beleuchtet wird, gehört die häusliche Gewalt gegen Männer eher zu den Problemen, die unter dem gesellschaftlichen Radar laufen“, erklärt David Reum, Berater im Thüringer Projekt A4.

Die aktuelle Polizeistatistik gibt ihm Recht. Der Anteil männlicher Opfer übersteigt in der Altersgruppe 60plus regional sogar den der Frauen*. So waren im Bereich der Polizeiinspektion Erfurt im Jahr 2019 in 15 von 27 gemeldeten Fällen die Opfer häuslicher Gewalt männlich. Im Bereich der LPI Nordhausen in 24 von 42 Fällen. Opferberater David Reum hat eine Erklärung: „Studien belegen, dass ältere Menschen zwar insgesamt weniger von Gewalt betroffen sind. Sie zeigen aber andererseits auch, dass sich im Alter ein relativ größerer Anteil von Gewalt in Partnerschaft oder Familie abspielt. Dann kann sich Gewalt sogar intensivieren, zum Beispiel im Pflegefall oder anderen einschneidenden Lebensveränderungen.“

Das Projekt A 4 wünscht sich, dass mehr Männer* von Unterstützungsangeboten erfahren. Neben einem kontinuierlichen Beratungsangebot braucht es eine stärkere gesellschaftliche Wahrnehmung und Anerkennung des Problems. Nur so können Männer* erkennen, dass sie nicht allein sind mit ihrem Problem und somit Hemmschwellen sinken, Beratung in Anspruch zu nehmen. Bislang gibt es in Deutschland nur sehr wenig
Männergewaltschutzprojekte wie das Projekt A4. Deutschlandweit gibt es derzeit neun Männerschutzwohnungen.

Die neu eingerichtete Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz geht von einem aktuellen Bedarf von bis zu fünf Schutzwohnungen pro Bundesland aus. „In Thüringen gibt es derzeit keine Schutzwohnung. Das Projekt A 4 verweist in Akutfällen in die anliegenden Bundesländer Sachsen und Bayern“, bedauert David Reum. Die gewachsene Inanspruchnahme des Beratungsangebots zeige aber einen hohen Bedarf an Unterstützung für gewaltbetroffene Männer*.

 

* Wir respektieren geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.https://www.maennergewaltschutz.de/2020-07-21_pm-haeuslichegewalt-thueringen/


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